Wahrscheinlich in fast allen Fällen äußert sich Schizophrenie auch als eine Behinderung im Gestalten von Beziehungen. Mit “Beziehung” ist hier jede zwischenmenschliche Beziehung gemeint, sei es eine Freundschaft oder Bekanntschaft, eine therapeutische Beziehung, eine Partnerschaft oder berufliche Beziehungen. Diese Krankheit greift ganz tief in die zwischenmenschlichen Beziehungen ein und macht vertrauensvolle und stützende Beziehungen schwierig.
Manche kranken Menschen haben zu wenige Beziehungen, andere nur oberflächliche. Bei anderen beruhen die Beziehungen nicht auf gegenseitiger Wertschätzung. Auch Betreuungsbeziehungen sind da oft nicht hilfreich, weil der Betroffene sie oft nicht als völlig freiwillig erlebt und somit nur ein eingeschränktes Interesse an der Beziehung hat. Beziehungen mit Ärzten finden selten auf Augenhöhe statt.
Meiner Erfahrung nach ist das ein Hauptproblem bei Schizophrenie. Der meiner Erfahrung nach sicherste Gradmesser von Recovery ist die gute Gestaltung von Beziehungen. Wem es gelingt, Beziehungen trotz der Erkrankung gut, wertschätzend und stützend zu gestalten, der hat einen hohen Grad an Gesundung erreicht. Wenn die Menschen also diesen Aspekt von Behinderung überwinden, erreichen sie immer auch gute Lebensqualität und haben überhaupt eine gute Perspektive in ihrem Leben und ihrem Umgang mit der Erkrankung.