Trauer um Sibylle Prins

Meine gute Freundin und Autorenkollegin Sibylle Prins ist nach langer und schwerer Krankheit am 14. Juli 2019 im Alter von nur 60 Jahren verstorben. Sibylle Prins hat als Autorin und als Mensch viele Spuren bei anderen Menschen hinterlassen.

Ihre im Paranus Verlag und im Psychiatrie Verlag erschienenen Bücher waren die ersten ihrer Art in Deutschland. Die Essays, Glossen, satirischen Texte und Gedichte einer Autorin, die offen mit ihrer Psychose umging, handeln vom Leben, von der Sozialpsychiatrie und der Lebensbewältigung mit Psychose. Immer hatte sie viele andere Betroffene, die sich nicht in Veröffentlichungen äußern konnten, im Blick, hat deren Erfahrungen und Lebensstrategien eingebracht. Sie war sehr erfolgreich mit ihren Vorträgen, Fortbildungen und Lesungen, die unzählige Menschen bereichert haben im Laufe der Jahrzehnte.

Als Mensch war Sibylle Prins zart und sanft im Umgang mit anderen. Ihr Freundeskreis war auch geprägt durch jahrzehntelanges Engagement in der Selbsthilfe der Psychiatrie-Erfahrenen in Bielefeld, deren Verein sie mit gegründet und lange geleitet hat. Viele Freundschaften und ein großes soziales Netz entstanden aus diesem Engagement. Sibylle Prins war offen für Kontakt mit ganz unterschiedlichen Menschen, auch Menschen, die in einem Wohnheim leben oder die große Probleme haben. In ihrer körperlichen Krankheit in den letzten Jahren konnte sie auf die treue Unterstützung einiger Freunde rechnen. Bei der Trauerfeier war sehr sichtbar, wie viele Menschen um sie trauern und den Verlust spüren.

In ihrer Krankheit hat Sibylle Prins sich nicht beklagt, auch nicht über die Behandlung, sondern bis zum Schluss das an Leben gestaltet, was möglich war. Noch im letzten Jahr haben wir zusammen unser Buch herausgebracht. Noch vor einigen Wochen hat Sibylle Prins eine Lesung in Bielefeld gemacht – daher stammt das Foto hier. Noch wenige Tage vor ihrem Tod ging sie mit einer Freundin zu einem besonderen Gottesdienst. Das alles vor dem Hintergrund bereits schwerer und einschränkender körperlicher Erkrankung.

Ich vermisse Sibylle Prins, die klugen Gespräche, unsere vielen Telefonate und gegenseitigen Besuche. Ihr Interesse an anderen Menschen und dem Leben, ihre herzliche und würdige Art fehlen mir sehr.

Svenja Bunt

6 Kommentare

  1. Gerade lese ich das Buch “Wir sind weit miteinander gegangen” und lese jetzt über ihr frühes Vorausgehen.
    Es tut mir sehr leid gerade, aber sie hat uns viel durch ihre offene Art ihrer guten Bücher hinterlassen. Ich werde auch Genesungsbegleiterin und wir alle werden ihr Werk versuchen weiter zu führen und offen mit psychischen Erkrankungen umgehen.

  2. Ein schöner Text über die mir lieb gewordene Autorin und Kollegin. Danke was Du für uns getan hast.
    Im Buch: Vom Glück, Wege aus psychischen Krisen. Sind wir uns begegnet, es folgten gemeinsame Auftritte in Lahr und Emmendingen.

  3. Sie war außergewöhnlich begabt und hat trotz ihrer Psychose-Erkrankung sehr viel geleistet. Ich habe ihre Bücher sehr gerne gelesen und dabei oft gelacht und geschmunzelt. Ihre Formulierungen, ihre Sprache, ihr Schreibstil waren einzigartig und immer sehr zutreffend. Sie hat mir in sehr vielen Punkten direkt aus dem Herzen und aus der Seele gesprochen. Ich danke allen Menschen, die das literarische Erbe von Sibylle Prins pflegen und ihre Bücher weiterhin verbreiten. Denn was Sibylle Prinz geschrieben hat, ist zeitlos gültig und nach wie vor hochaktuell. Kerstin Knopf

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