In meinen Lesungen, die ich aus meinen Büchern und Theaterstücken halte, spreche ich von meiner Botschaft, dass man sich mit einer psychischen Erkrankung nicht verstecken darf. Meine Forderung ist ein offener Umgang mit diesen Erkrankungen. Mir ist es auch wichtig, das Stigma von diesen Erkrankungen zu nehmen. Es darf nicht sein, dass psychisch Erkrankte als labil, unberechenbar oder gar gefährlich dargestellt werden.
Immer wieder in meinen Lesungen merke ich, wie sich Menschen in dieser kühlen Gesellschaft verstecken und von meinen offenen Worten aufweichen und merken, dass es doch möglich ist, darüber offen zu sprechen.
Meine Gedanken gehen zu all den sogenannten Gruppen dieser Gesellschaft, die stigmatisiert werden. In allen Bereichen sollte mehr Aufklärungsarbeit stattfinden. Den Menschen, die durch andere oder die Medien verunsichert werden, müssen die Angst und die Hemmung genommen werden. Ihnen muss am Beispiel der psychischen Erkrankungen klar werden, warum ein Mensch diese Erkrankung bekommt, wie sie sich äußert und welche Prognose besteht.
In einem Lexikon lese ich, was ein Stigma ist – es ist die Kluft zwischen dem, was eine Person sein sollte und ihrer wirklichen sozialen Identität, was sie wirklich ist.
Es ist eine Kluft, über die meiner Meinung nach nicht diskutiert zu werden braucht. Jeder ist ein Unikum, etwas Eigenes und Originelles – das ist doch nicht schlimm. Wie es die Bibel sagt – jeder ist ein Fremder in Ägypten gewesen. Doch die Menschen halten Gericht über das Andere in den Menschen.
In einer Lesung, die ich gerade in einer Klinik hauptsächlich vor Patienten gehalten habe, stellte mir ein Betroffener einer psychischen Erkrankung eine interessante Frage. Er erzählte von seiner Studiengruppe. Alle wissen von seiner psychischen Erkrankung. Und er meinte, dass sie ihn ärgern und sich über ihn lustig machen, weil er anders für sie ist. Was sollte er tun?
Meine erste Reaktion war die Antwort, das könne jedem passieren – jeder kann eine solche Erkrankung bekommen. Einfach gesagt!
Dann sagte ich: „Ich möchte Ihnen eine gute Antwort geben, eine, die Ihnen hilft – nicht einfach daher gesagt. Wenn Sie nun bei diesen Stigmatisierungen aufstehen und sagen, dass es jedem passieren kann, denke ich daran, ob Sie überhaupt den Mut dazu haben. Vielleicht würde das Gestichel noch schlimmer werden. Und Sie müssen und wollen ja in der Gruppe weiterhin bleiben. Da fällt mir eine zweite Sache ein – warum schweigen Sie nicht und drehen den anderen den Rücken zu? Wieder Fehlanzeige? Wie machen es andere, die stigmatisiert werden? Mir fällt etwas Gutes ein. Suchen Sie in den anderen Verbündete! Bei den anderen wird es einen oder zwei geben, die nicht ganz so hart bei den Sticheleien reagieren. Gehen Sie auf diese Personen zu und sprechen Sie mit denen. Sie werden Erfolg haben, es könnte sein, dass Sie durch Ihre Fähigkeiten in den anderen Verblüffung und Achtung erzeugen.“
Längerfristig könnte diese Offenheit Erfolg haben. Stigmatisierungen entstehen durch Unwissenheit und die Angst vor dem Fremden, dem Anderen. Umfassende Aufklärung kann uns Menschen helfen respektvoll und ohne Vorurteile zusammen zu leben.