Akuterkrankung, Gefahren und das Krankenhaus

Das ist sicherlich eine für mich als Betroffene ungewöhnliche Auffassung, aber ich denke, dass akut kranke Menschen Hilfe und Begleitung brauchen – und zurzeit wird diese eben hauptsächlich von den Krankenhäusern angeboten. Krankenhäuser sind natürlich oft keine schönen Orte, aber die Alternative ist oft noch schlimmer. Ich will da mal zwei leicht verfremdete, aber wahre Geschichten erzählen.

Ein junger Mann, seit vielen Jahren schizophren erkrankt, wird erneut psychotisch. Er geht auch zum Arzt, dieser empfiehlt einen Krankenhausaufenthalt, den der junge Mann aufgrund von negativen Erfahrungen ablehnt. Auch die Betreuung erreicht nichts. Die Familie, die Freunde, alle empfehlen einen Krankenhausaufenthalt – ohne Erfolg. Der junge Mann wird immer schlimmer krank, aber niemand zwingt ihn zu einem Krankenhausaufenthalt und freiwillig geht er nicht. Dann stellt er etwas an: er greift plötzlich Passanten an, wehrt sich gegen die polizeiliche Festnahme. Jetzt wird er für Monate im Krankenhaus zwangsuntergebracht. Er wird nach einigen Monaten wieder gesund. Jetzt aber droht ein Forensikaufenthalt aufgrund der Anzeigen. Als es damit ernst zu werden scheint, suizidiert sich der junge Mann.

Ein anderer junger Mann hat seit vielen Jahren eine Suchterkrankung. Da wird diese wieder akut. Er geht in eine stationäre Therapie. Allerdings gefällt es ihm da nicht. Nach kurzer Zeit bricht er die Therapie ab. Damit stürzt er vollkommen ab: er ist fortan ständig betrunken, er verwahrlost, er gibt seinen gesamten Besitz für einige Flaschen Bier weg, er wird obdachlos, Menschen wenden sich von ihm ab. Er ist “frei”, er ist nicht im Krankenhaus, aber seine Lebensqualität tendiert gen Null.

Ein Grundproplem unserer psychiatrischen Hilfeeinrichtungen ist, dass die Hilfe oft als sehr unangenehm von den Betroffenen erlebt wird. Prinzipiell wäre es wichtig, Hilfe zu schaffen, die die Betroffenen auch wollen. Trotzdem ist es meiner Erfahrung nach so, dass auch nicht-perfekte Hilfe besser ist als gar keine. Ich jedenfalls möchte im akut kranken Zustand nicht durch die Gegend spazieren und mich in eine völlig schreckliche Situation manövrieren. Dann lieber ein Krankenhausaufenthalt.

Ein Kommentar

  1. Es gibt auch Leute, die ständig in der Psychiatrie sind und es hilft ihnen gar nichts.

    Und die Gefahr von Verschlimmerung aufgrund von Psychiatrie-Trauma gibt es auch.

    Ich bin jemand, die sich von der Psychiatrie abgewandt hat (Ich hole mir nur Rezepte von einem niedergelassenen Psychiater, ansonsten kein Kontakt zur Psychiatrie und ebenfalls keine Psychotherapie) und damit erfolgreich ist, schon jahrelang.

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